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Montag, 29. August 2016

Rezension zu "Die Zelle" von Jonas Winner

Quelle: amazon.de
Sterne: 3,5/5
Seiten: 330
Verlag: Knaur
Preis:   9,99€

Inhalt:
Sammy ist elf und gerade mit seinen Eltern nach Berlin gezogen. Im Luftschutzbunker der alten Jugendstilvilla in Grunewald macht er eine verstörende Entdeckung. Ein vollkommen verängstigtes Mädchen, nicht viel älter als er, ist dort unten in einer Zelle eingesperrt, die man mit Gummifolie ausgekleidet hat. Nur durchbeinen winzigen Schlitz hindurch kann er sie sehen.
Am nächsten Tag ist die Zelle leer, das Mädchen verschwunden. Und für Sammy kann es dafür eigentlich nur einen Grund geben: seinen Vater.

Meine Meinung:
Ich fand das Buch weder besonders gut noch schlecht. Es läuft ziemlich langsam an, es wird erst mal von dem Umzug von London nach Berlin berichtet. Wenig später nimmt die Handlung bereits Fahrt auf, allerdings lässt die aufgebaute Spannung sehr bald wieder nach. Zwischendurch wird es wieder ein bisschen spannender, aber so richtig spannend wird es erst wieder am Ende.
Die Handlung an sich hat mir eigentlich sehr gut gefallen, die Idee hinter dem Buch ist erstklassig! Nur leider holpert es in der Umsetzung ein wenig. Ich hätte mir zudem gewünscht, dass die eigentliche Auflösung nicht erst im Epilog geschildert ist, da ich den nur noch überflogen habe, und mir irgendwann erst aufgefallen ist, was ich da überhaupt gerade lese!
Der Schreibstil hat mir auch nicht zu 100% gefallen, zwar liest es sich größtenteils flüssig, allerdings gefällt mir das Gesprochene überhaupt nicht. Es sind viele kurze Sätze, die sich abgehackt aneinander reihen, außerdem scheinen die Sprechenden nie wirklich bei der Sache zu sein, es war mehr so, als würden sie vor sich hin mumeln. Immer wieder wurde mitten im Satz abgebrochen, dann kam ein "..." und es wurde neu angefangen. SPOILER Ein Beispiel: "Sicher, er ist ein bisschen... merkwürdig manchmal, aber ... nein, er ist okay, man muss ihn nur zu nehmen wissen. Er hat seinen eigenen Kopf, aber er ist nicht... nicht böse. Böse ist er nicht. Es ist nicht seine Schuld. Er nimmt jetzt ein Medikament dagegen. Es wird bald wieder besser. Man muss nur ein wenif Rücksicht auf ihn nehmen, dann wird es wieder besser. Vielleicht wird er nie ganz so werden wie andere Kinder, aber...er gehört zu uns." (Seite 268) SPOILER ENDE Monologe und Dialoge wie dieser ziehen sich durch das ganze Buch, und mich hat das doch ziemlich gestört.
Auch wenn mir die Charaktere größtenteils authentisch vorkamen, hat sich meiner Meinung nach die Hauptperson, der elfjährige Sammy, nicht wie ein elf- sondern eher wie ein fünfjähriger Junge verhalten. Elfjährige die ich kenne, finden es peinlich, mit ihrer Mutter zu kuscheln, und auch dass er sich unter dem Schreibtisch seines Vaters versteckt und wie ein Hund bellt, kam mir doch sehr merkwürdig vor.
Und auch sein Vater war mir suspekt, und das nicht nur aufgrund der früheren Ereignisse, die ans Licht gebracht werden. SPOILER welcher Vater sagt seinem vermeintlich psychisch kranken Sohn ins Gesicht, dass er sich nicht sicher ist, ob er das alles nicht mit Absicht macht um die Familie zu zerstören? SPOILER ENDE
Wirklich sympathisch war mir seine Mutter, die ihm zwar auch nicht geglaubt hat, sich aber trotzdem immer gut um ihn gekümmert und alles zu seinem Wohl gemacht hat.
Fazit: Die Idee hinter dem Buch war zwar sehr gut, doch leider ist die Umsetzung nicht so gut gelungen. An vielen Stellen lässt die Spannung zu wünschen übrig, die Charaktere sind teilweise nicht authentisch, und auch der Schreibstil hat mir leider nicht zugesagt.

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